Lyrische Erstlinge

Alles begann während einer Kaffeepause auf unserer lauschigen Terrasse am 18. Mai 2020. Weltweit wütete die Corona-Pandemie. Auch in der Schweiz entschleunigte ein staatlich verordneter „Lockdown“ einen großen Teil des öffentlichen und privaten Lebens. Schon länger hatte ich die oft gehässigen und aggressiven Diskussionen zur aktuellen Lage satt. Ich verweigerte mich dem in meinen Augen nutzlosen verbalen Schlagabtausch in den Sozialen Medien und anderswo. Die Energie war mir dafür schlicht zu schade. Trotzdem wollte ich mich einbringen und dabei vor allem für mehr Differenzierung und Ausgewogenheit werben. Aber wie?

Ich trank also meinen Kaffee und sinnierte, wie so oft in jenen Tagen. Aus dem Nichts heraus formten sich plötzlich Reime. Sofort tippte ich sie in die Notizen-App meines Smartphones. Nützliches Teil, dachte ich dabei. So entstand „ein kronen-gedicht“. Es war, als hätte jemand den Schalter gekippt oder einen Wasserhahn geöffnet. Jedenfalls sprudelten seither spontane Gedichte zu verschiedensten Themen daher. Innerhalb von drei Wochen waren die ersten zwanzig Gedichte beisammen. Nicht perfekt und noch weniger routiniert, aber aus der Tiefe meiner Gedanken- und Gefühlswelt. Ich verstehe mich als poetischer Anfänger, der oft nicht recht weiß, was da mit ihm geschieht. Und der „Flow“ reißt anscheinend nicht ab. Also lasse ich es lyrisch fließen und lerne mit jedem Gedicht dazu.

Bald entdeckte ich, daß diese Verse andere ansprechen und zum Weiterdenken animieren. Das sei meine eigentliche Berufung, fand jemand. Ob und wann ein Büchlein erscheine, wurde ich zunehmend gefragt. Nein, ein Buch war während der besagten Kaffeepause bestimmt nicht der Plan, mindestens nicht meiner. Es kam anders. Auf vielfache Anregung hin, fragte ich darum meinen Freund und Verleger, Jonas Baumann-Fuchs, von Mosaicstones, ob ein kleiner Gedichtband in seinen Augen eine gute Idee sei? Er bejahte und bot mir sofort an, das Projekt gemeinsam zu wagen.

Der Rest ist schnell erzählt. Während weiterhin und in hoher Kadenz Gedichte „dahergereimt“ kamen, planten wir innert kürzester Zeit einen ersten Band, der schließlich über 70 Seiten Umfang erhielt. Ursprünglich gingen wir von weniger als der Hälfte aus. Ich erinnere mich an kaum ein Projekt, dass so reibungslos und zügig von der Idee zur Realisierung kam. Es hat einfach vieles zusammengepasst. Ich arbeite ja gerne schnell von der Hand, musste mir aber Mühe geben, um Schritt zu halten.

Der Dank geht an meinen geschätzten Verleger und Freund, Jonas Baumann-Fuchs, für die durchwegs sehr kompetente und inspirierende Begleitung durch den gesamten Publikationsprozess. Dieses Abenteuer werde ich mein Leben lang nicht vergessen und gebe mir auch erst gar keine Mühe dazu. Nun bleibt zu hoffen, dass die lyrischen Erstlinge eine breite und interessierte Leserschaft finden. Wenn ja, entsteht vielleicht auch ein Folgeband. Eine weitere beachtliche Anzahl Reime wartet bereits darauf.

Herzlich

Dr. Oliver Merz