Orientalischer Zauber in Thun mit Aladdin & Das grosse Geheimnis
Aladdin ist der schönste Beweis dafür, dass ein Ereignis, wie es in der Zeitung steht, erst dann zum Erlebnis wird, wenn zum Berichteten das Eigene, das Erzählerische hinzukommt: Was wäre ein königlicher Besuch in Thun im Jahr 1930 ohne die fiktive Freundschaft zwischen dem Hotelpagen und dem geheimnisvollen Aladdin? Während der Besuch des Königs Faissal schnell einmal verblasst, erhält Aladdins physische Abwesenheit dank Lotte Brenners zauberhaft-sachlicher Miniatur plötzlich Farbe und Bedeutung - für Kinder wie Erwachsene.
Illustration: Franziska Bürki
ISBN | 978-3-906959-22-1 |
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Verlag | MOSAICSTONES |
Form | Hardcover |
Seitenzahl | 40 |
Format | 30,1 x 21,6 cm |
Erscheinung | 2009 |
Sprache | Deutsch |
Verfügbarkeit | Verfügbar |
Beschreibung
Orientalischer Zauber mit Aladdin im Thunerhof
Lotte Brenner schrieb kein Buch, sie strickte es. Der rote Faden: die Märchenfigur Aladdin. Das Muster: historische Ereignisse
Wenn die Thunerin Lotte Brenner von ihrem ersten Buch erzählt, bekommen ihre Augen einen besonderen Glanz – sie kommt ins Schwärmen. «Ich schreibe kein Buch, ich stricke es. Das Strickmuster variiert zwischen ‹Es begab sich› und ‹So hätte es sein können›. Was dabei Dichtung und Wahrheit ist, können die Leserinnen und Leser selber herausfinden», lacht sie verschmitzt. Während Jahren belieferte die Autorin als Redaktorin der Schweizer Politischen Korrespondenz (SPK) über 300 Zeitungen sowie Radio und Fernsehstationen mit Nachrichten aus aller Welt. Vier Jahre war sie Redaktorin beim «Berner Oberländer» und arbeitet auch heute noch als freie Mitarbeiterin für diese Zeitung. Es begann in der Bibliothek Animiert für ihr Buch mit dem Titel «Orientalischer Zauber in Thun mit Aladdin & ‹Das grosse Geheimnis›» wurde sie während ihrer Arbeit mit dem ehemaligen Stadtarchivar Jon Keller in der Thuner Stadtbibliothek. Hier hat sie die historischen Tatsachen zusammengetragen, auf welcher die Geschichten basieren. Eine davon ist, dass der irakische König Faisal 1930 während zehn Tagen im Hotel Thunerhof Gast war. Die Tageszeitung, damals hiess sie noch «Oberländer Tagblatt», berichtete darüber. Im Thuner Tram Aber auch bei den Märchen hält sich Lotte Brenner strickte an die Originalliteratur – nur dass sie diese noch ein wenig weiterstrickt und mit der Thuner Geschichte verknüpft. «Sorgfältig nimmt der Page das zurückgelassene Erinnerungsstück an sich. Er will die Öllampe für Aladdin aufbewahren», ist zu lesen. Beim Umbau des Thunerhofs sei die Lampe verschwunden, aber vielleicht tauche sie ja eines Tages wieder auf, strickt Brenner die Erzählung weiter. «Das grosse Geheimnis» erzählt von einem speziellen Ausflug im Thuner Tram. Die Autorin hält fest, dass es sich nicht explizit um ein Thun-Buch handle, sondern überall und von jedermann gelesen werden könne. Dankbar erzählt Brenner von der guten Zusammenarbeit mit dem Thuner Mosaicstones-Verlag. «Wir haben immer wieder einen Konsens gefunden. Das weiss ich zu schätzen», sagte sie. Glücklich sei sie auch, dass sie in Franziska Bürki in ihrer Nachbarschaft eine versierte und einfühlsame Illustratorin gefunden habe. Der gelernten Keramikmalerin ist es gelungen, den farbenfrohen Gestalten mit den klaren Konturen und den roten Wangen etwas Tiefgründiges-Märchenhaftes einzuhauchen.
Aladdins Vermächtnis im Oberland
Das Kinderbuch von Lotte Brenner und Franziska Bürki erzählt von einem Bub, der 1930 im Gefolge des irakischen Königs Thun besuchte, sich mit einem Pagen anfreundete und eine Wunderlampe hinterliess.
König Faissal soll der zweiwöchige Aufenthalt in der Schweiz überaus gut gefallen haben; dies berichtete jedenfalls das «Oberländer Tagblatt» mit unverhohlenem Stolz in seiner Ausgabe vom 12. September 1930. Der irakische Monarch war mit seinem Gefolge im «Thunerhof» abgestiegen und absolvierte ein dicht gedrängtes Programm: Der hohe Besuch aus dem Morgenland wohnte einer Truppenübung der Armee in Bulle bei, besuchte in Bern ein Pferderennen, war auf dem Vierwaldstättersee unterwegs und liess sich die Schweizerischen Metallwerke in Thun zeigen.
Der Diener des Königs
Hier verlassen die Autorin Lotte Brenner und die Illustratorin Franziska Bürki in ihrem Kinderbuch «Orientalischer Zauber in Thun mit Aladdin» die Ebene der gesicherten Fakten und wenden sich mit ansteckender Fabulierlust zwei Knaben zu, die in der Berichterstattung der «Oberländer Zeitung» keine Erwähnung fanden: Zu Faissals Gefolge gehörte auch ein Diener, der Knabe Aladdin. Er freundete sich während des Aufenthalts in der Schweiz mit einem etwa gleichaltrigen Hotelpagen im «Thunerhof» an und durfte ihn mit Erlaubnis des Königs sogar auf einen Ausflug zum Blausee mitnehmen.
Allein, die gemeinsamen Tage der innigen Freundschaft zwischen den Knaben aus unterschiedlichen Kulturkreisen neigen sich allzu schnell dem Ende zu. Eines Tages ist Aladdin und mit ihm Faissals ganze Entourage verschwunden, als ob alles nur eine Fata Morgana gewesen wäre. Zurückgelassen hat er eine Lampe. Der Page wickelt die Lampe sorgfältig in ein Tuch und verwahrt sie in seiner Kammer in einer Truhe. Er weiss, dass diese Lampe das einzige Verbindungsglied zu Aladdins Familie ist. Dieser hat ihm während ihrer gemeinsamen Zeit in Thun seine traurige Geschichte erzählt: wie er, Sohn aus adligem Haus, auf einer Geschäftsreise im Trubel einer Hafenstadt seinen Vater aus den Augen verloren hatte und vom durchreisenden König Faissal kurzerhand in sein Gefolge aufgenommen wurde. Einzig eine Lampe blieb Aladdin von seinem Vater – dass in ihr Zauberkräfte eines Lampengeistes schlummerten, das wusste er hingegen nicht.